Janine Rüger-Aamot – das große Interview

Heute geht es weiter mit dem Interview von unserer Akkordeonlehrerin Janina Rüger-Aamot.

Janina ist ein richtiges Multitalent. Ihre Leidenschaft für das Akkordeon hatte sie bereits in frühen Jahren entdeckt. Sie hat nicht nur ein Musikwissenschaftsstudium (Tübingen) absolviert, sondern ihre Akkordeonausbildung an den Stellen vertieft, die für das Akkordeon einfach angesagt sind. Florenz (Italien) und Trossingen in Deutschland.

Doch nicht nur das. Janina gibt nun seit vielen Jahren schon selbst 1:1 Unterricht für Akkordeon, steht in verschiedenen Kombinationen selbst auf der Bühne – auch mit einem eigenen Soloprogramm, spielt am Staatstheater in Stuttgart etc. – und hat darüber hinaus für meineMusikschule.net noch zwei Anfängerkurse produziert (Akkordeon lernen für Anfänger mit Standardbass und Melodiebass), die bei ihren Schülerinnen und Schülern super toll ankommen.

In unserem Bereich Fibel veröffentlicht Janina auch umfangreiche Informationen Rund um Akkordeon lernen – daher gerne mal vorbeischauen!

Nebenbei erwähnt, denn in dem Interview gehen wir nicht darauf ein, ist Janina die Frau von unserem Geschäftsführer Felix Aamot. Janina ist somit auch unsere Fachfrau für alle Themen rund um Musik, Musikpädagogik etc. und steht uns hierbei immer kompetent mit Rat und Tat zur Seite wenn es um diese Themen geht ;-)

So, nun aber viel Spaß!

Steckbrief Janina Rüger-Aamot

Name: Janina Rüger-Aamot

Instrument: Akkordeon

Da habe ich studiert: Trossingen, Florenz (Italien), Tübingen

Da siehst Du mich auf der Bühne: In und um Stuttgart, ganz aktuell zum Beispiel mit dem Programm „Todglücklich“ und in „Cabaret“ im Staatstheater Stuttgart

Das gibt es bei mir nach einem Live-Auftritt: Am liebsten einen gemeinsamen Ausklang. Was es zu essen gibt, ist dabei nicht so wichtig :-).

Seit wann bist du im Musikgeschäft aktiv? Ich stehe seit 30 Jahren auf der Bühne und ich unterrichte seit 23 Jahren.

Hier kannst Du mich online hören (Youtube etc.): Ihr findet mich auf Youtube (klick) und auf Spotify (klick) etc.

Das ist mein größtes Hobby außerhalb der Musik: Tauchen. Ich liebe das Meer.

Das war die größte Herausforderung beim Aufbau eines Online-Kurses: Den Schüler zu „sehen“. Es geht beim Erlernen eines Instrumentes immer darum, die eigene Musikalität zu entwickeln. In einem Onlinekurs muss ich diese Möglichkeit schaffen und anbieten, ohne den Schüler zu beobachten. Also muss ich dem Schüler zeigen, wie er sich selbst beim Üben und Spielen beobachten und entwickeln kann. Das finde ich sehr anspruchsvoll.

Das lerne ich von meinen Schülern: Dass es gut war, dass ich mit vielen Themen so intensiv gehadert, gekämpft, geforscht habe. Denn die Lösungen, die ich für mich gefunden habe, kann ich nun weitergeben.

Meine Website/Publikationen:

Interview mit Janina Rüger-Aamot

Lieber Janina,

vielen Dank, dass ich dich hier interviewen darf. Das Jahr 2023 ist nun schon einige Wochen alt. Du hast in den letzten Jahren richtig was auf die Beine gestellt. Wann geht es in den Urlaub?

In einer Woche starten wir nach Mecklenburg-Vorpommern. Ich freue mich schon sehr auf die Auszeit. Das gibt wieder so viel kreative Energie für neue musikalische Projekte.

Ich bin unheimlich dankbar für alles, was ich künstlerisch in den letzten Jahren tun durfte und tun darf. Die große Bühne des Staatstheaters ist natürlich großartig, aber auch die vielen kleineren und intimeren Konzerte, bei denen ich so direkt und intensiv das Publikum spüre. Ich durfte mit meinem Trio eine CD produzieren, der großartige Komponist Hartmut Seidler hat Werke für mich und auch für mein Trio Más Que Dos geschrieben, wir haben eine Videoproduktion am Start und so vieles mehr.

Für mich war die Krise eine Chance. Ich hatte die Chance viel Neues zu entwickeln. Aber ich habe auch aus einem neuen Blickwinkel auf das geschaut, was ich im Leben mache. Das Ergebnis ist diese riesige Dankbarkeit und auch ein Stück mehr Gelassenheit. Denn es kann natürlich nicht immer alles klappen. Aber ich darf viele großartige Dinge tun und erleben, ich habe großartige Menschen in meinem Leben, mit denen ich das tun darf. Und so ist es zwar manchmal echt ein gestopfter Terminkalender, aber gleichzeitig genieße ich jeden Tag.

Das ist auch das, was ich in der Musik und am Instrument zu vermitteln versuche. Am Instrument entwickeln wir uns jeden Tag, wir sind niemals fertig. Denn je mehr wir können, desto weiter wird unser Blick für das, was wir noch können wollen. Das ist wunderbar, bringt manche aber auch dazu, mit sich zu hadern. Eben weil es das „Jetzt bin ich fertig mit Lernen.“ nicht gibt. Das bedeutet, Du musst Deinen Stand heute als das sehen, was er ist: Ein Bild von Dir heute mit all dem, was Du kannst, mit Deinen Erfahrungen, Deiner Persönlichkeit, Deinem Wesen. Und natürlich wirst Du in einem Jahr woanders stehen. Wir haben den Ehrgeiz, uns weiterzuentwickeln, zu lernen, besser zu werden. Das ist ja auch toll, bedeutet aber nicht, dass das was heute ist, weniger wert wäre. Denn dieser Punkt heute ist notwendig, damit es den von morgen überhaupt geben kann.

Janina Rüger-Aamot im Studio zur CD- Produktion

Ich hoffe, das ist nicht zu wirr. Mir ist einfach wichtig, dass niemand wartet, bis er oder sie alles kann. Diesen Punkt gibt es nicht. Das, was heute ist, ist genau richtig. Zeig Dich genau damit!

Wow, vielen Dank für die ersten Einblicke in deine Welt. Was bedeutet es für dich, live zu sein? Was ist es, dass einen Live-Auftritt so unersetzbar macht?

Live zu sein ist für mich so vieles. Im Augenblick selbst super kostbar. Dieses Gefühl bekommst Du durch nichts anderes und man kann es irgendwie auch gar nicht richtig beschreiben. Gleichzeitig habe ich viel über mich gelernt auf der Bühne. Ich hatte eine Zeit, in der ich immer alles richtig machen wollte. Das Ergebnis war zum einen, dass meine Musik „tot“ war. Denn der Wunsch, perfekt zu sein, baut einen unglaublichen Druck auf.

Weil es Perfektion einfach nicht gibt, scheitert man jedes Mal. Das macht so unglücklich. Heute will ich immer noch alles geben. Aber weil ich akzeptiert habe, dass ich niemals perfekt sein werde, kann ich jetzt auch alles geben. Ich habe wieder Zugang zu meinen Emotionen in der Musik und kann sie teilen. Und das Ergebnis ist einfach überwältigend. Die Rückmeldungen, die Reaktionen aus dem Publikum zeigen, dass das alles ist, was zählt.

In welchem Alter standest du das erste Mal auf der Bühne?

Ich habe wie so viele im zarten Alter von 6 Jahren mit Blockflöte angefangen. Das ist übrigens ein wunderbares und total unterschätztes Instrument.

Erzählst du mir ein bisschen von deinem Leben auf on stage? Was ist das Aufregendste und Schönste für dich an der Musik? Wie fühlt es sich an, wenn dein Publikum begeistert applaudiert?

Das schönste on stage ist für mich, dass sich immer wieder so besondere Begegnungen und Erlebnisse entwickeln, die es nur auf der Bühne gibt. Das können ganz kleine Momente sein, aber natürlich auch, dass ich zum Beispiel eine Tournee nach Japan machen durfte. Dort habe ich ein Konzert in der Sixtinischen Kapelle gespielt. Kein Witz. Es gibt einen exakten Nachbau des Originals in Osaka.

Du hast auch einen super Kurs hier in der Musikschule. Was meinst du, wann sollte ein Schüler das erste Mal vor Publikum spielen?

Am besten ab dem ersten Ton. Kinder zeigen sofort, wenn sie irgendwie einen Ton aus irgendetwas rauskriegen. Wenn sie auf irgendetwas drauf klopfen, schauen sie sich um, wer das bemerkt hat. Diese Freude daran, sich zu zeigen, wünsche ich allen, die ein Instrument spielen.

Zeigt Euch am Anfang in geschütztem Rahmen, daheim, bei Geburtstagen von Freunden. Probiert Euch aus. Findet heraus, wie und vor welchem Publikum Ihr Euch am besten fühlt und dann los.

Janina Rüger-Aamot auf der Bühne

Hast du heute noch Lampenfieber, wenn du auf die Bühne gehst?

Ich habe immer Lampenfieber. Das ist toll. Ein bisschen auch eine Droge. Wichtig für mich ist, dass es keine Angst mehr ist. Ich hatte ja vorhin schon erzählt, dass ich lange mit mir gekämpft habe, um da hinzukommen. Jetzt ist es das Maß, dass einen Auftritt so richtig boostert, aber nicht lähmt.

Was sagst Du einem Schüler, dem vor Lampenfieber die Finger zittern?

Oh, das ist sehr individuell. Eine Kollegin von mir hat mir einen sehr wichtigen Baustein an die Hand gegeben. Sie sagt: Wenn ich auf die Bühne gehe, bin ich selbst nicht wichtig. Mein Job ist es, die Musik zu machen. Sie zu schenken. Meine ganze Konzentration darauf zu richten. So trete ich selbst in den Hintergrund und habe gar keine Zeit, um darüber nachzudenken, wie ich mich selbst mit meinem Lampenfieber gerade fühle.

Diese Sichtweise hat mir sehr geholfen, weil sie den Fokus auf die Emotionen lenkt, die so super wichtig sind beim Musizieren. Aber eben nicht auf die, die sich mit meiner Befindlichkeit befassen. Sondern auf die, die die Musik gerade braucht.

Brauche ich Talent um ein Instrument zu lernen?

Aus meiner Sicht haben wir alle das Talent, ein Instrument zu lernen. Ich finde nicht, dass es die Eigenschaft „unmusikalisch“ überhaupt gibt. Wir alle leben jeden Tag mit Musik. Jede und jeder verbindet bestimmte wichtige Momente im eigenen Leben mit Musik. Wir alle empfinden Musik.

Für das eigene Musizieren ist es wichtig, das richtige Instrument, die richtige Form zu finden, die zu mir passt. Und natürlich auch ein bisschen Fleiß. Denn egal wie viel Du davon hast, was Talent genannt wird, die Fertigkeiten zum Spielen musst Du lernen und trainieren.

Wenn ich jetzt neu anfange, will ich ja nicht gleich ein super teures Instrument kaufen. Aber mit einem schlechten Instrument ist das Erlernen ja meist schwerer. Worauf muss ich denn als Anfänger achten, wenn ich im Laden stehe?

Am Anfang bietet es sich an, ein Instrument zu mieten – zumindest beim Akkordeon. Das bieten viele Läden inzwischen an. So kannst Du in Ruhe herausfinden, welches Instrument für Dich das richtige ist und hast trotzdem ein gutes Instrument, mit dem das Spielen auch Spaß macht.

Günstige und vor allem sehr alte Instrument sind häufig in einem Zustand, der das Lernen unnötig schwer macht, weil nicht mehr alles gut funktioniert oder das Instrument nicht mehr gut klingt. Deshalb bin ich kein Freund von: „Für den Anfang reicht das.“ Im Gegenteil, gerade am Anfang brauchst Du ein Instrument, das Dich nicht aufhält.

Wie hast Du Dein erstes Instrument bekommen? Kannst Du Dich daran noch erinnern?

Ja, natürlich. Mein Onkel hat Akkordeon gespielt. Und deshalb wollte ich das unbedingt auch. Und irgendwann habe ich dann mein erstes Akkordeon bekommen. Aber ich war am Anfang eine recht faule Schülerin. Das mit dem Üben ist mir oft sehr schwer gefallen. Heute ist das anders. Ich vergesse einfach oft die Zeit, wenn ich am Instrument bin.

Welchen Spruch von Dir sollte man für Deine Schüler auf eine Tasse drucken?

Deine Musik ist DEINE Musik ist Deine Musik… and that’s great!

Liebe Janina,

Ich danke Dir für dieses tolle Interview!

Tobi Till in Papua

Janina Rüger-Aamot – Konzert

Akkordeon

Steckbrief Instrument: Akkordeon

Erfunden von: Die Entwicklung der Familie der Harmonikainstrumente ist noch recht jung. Deshalb gibt es viele, die meinen, die Urform erfunden zu haben.

Erfunden im Jahr: 19. Jhd

Material: Holz, Metall, Leder, Filz, Kunststoff u.v.m.

Dort wurde/wird es meistens gespielt: In der Kirche als Orgelersatz, auf Volksfesten, in der Kammermusik, im Jazz, eigentlich überall

Muss selbst gestimmt werden: Nein

Diese Stilrichtungen klingen toll: unfassbar viele.

Das ist besonders schwierig: Wir haben für beide Hände unterschiedliche Griffsysteme und die linke Hand führt zusätzlich noch den Balg. Das ist koordinativ ganz schön anspruchsvoll.

Das glauben viele Menschen über das Akkordeon – stimmt aber nicht: Dass das Akkordeon mittig auf den Oberschenkeln sitzt. Es steht nur auf einem der Oberschenkel :-)

Funfact über mein Instrument: Ich glaube, es gibt über kein Instrument mehr Musikerwitze und Spitznamen.

Akkordeon

Akkordeon lernen mit Janina Rüger

Wenn du die Lust verspürst, selbst Akkordeon spielen zu lernen, dann informiere dich über das Kursangebot von Janina.

Dir hat das Interview mit Janina gefallen?

Wenn dir das Interview mit Janina gefallen hat, dann würden wir uns sehr über ein Feedback als Kommentar zu dem Beitrag freuen. Solltest du noch eine ergänzende Frage an Janina haben – sehr gerne. Schreibe deine Frage auch in das Kommentarfeld. Wir geben diese Frage gerne auch an Janina noch weiter, so dass sich das Interview auch noch um einige Fragen dynamisch erweitert :-)

Fachautor des Beitrages:

Siegmar Bührle, Trompeter, Onlinemarketingexperte und Gründer von meineMusikschule.net. Siegmar beschäftigt sich in der Musikschule neben den konzeptionellen Grundlagen und der strategischen Ausrichtung der Musikschule auch um Content und Support.

Siegmar berichtet auf der Fanpage von meineMusikschule.net auch regelmäßig über News „Rund um die Musikschule“, die Instrumente usw.

Mehr über Siegmar findest du auch auf unserer „Über uns“ Seite.

Siegmar Bührle

Siegmar Bührle, der Founder von www.meineMusikschule.net - der online Musikschule

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