Aller Anfang ist schwer – das sagt auch schon ein Sprichwort. Doch ist das auch beim Lernen von einem Instrument auch so?
Heute haben wir wieder einen ganz besonderen Blogbeitrag. Eine Schülerin aus unserem Akkordeonkurs hat uns einen sehr berührend, inspirierend und ermutigenden Beitrag zukommen lassen, den wir gerne mit euch hier teilen.
So, nun aber lassen wir gleich Lysann zu Wort kommen und spannen dich nicht länger auf die Folter. Wir können nun eines versprechen: „Es lohnt sich, den Beitrag zu lesen“.
Ein Kindheitstraum erfüllt – nicht aufgeben und kämpfen lohnt sich!
Anfang des Jahres überlegte ich, was ich dieses Jahr Schönes für mich tun könnte, was mich glücklich macht. Man sollte nicht immer alles auf ein „später“ verschieben, was es vielleicht nie geben wird. Deshalb beschloss ich spontan, Akkordeon zu lernen. Natürlich nicht einfach so.
Akkordeon lernen – mein Kindheitstraum
Als Kind fand ich das Akkordeon schon faszinierend mit seinem wuchtigen Körper und der atmenden Lunge. Auf die Idee, es selbst zu spielen kam ich jedoch gar nicht erst, da meine Eltern weder den Wunsch noch das Geld hatten, mir den Unterricht zu ermöglichen. Geschweige denn, ein Instrument zu kaufen! Meine Familie war auch nicht besonders musikalisch. Und es sagte damals auch niemand zu mir: Du musst deinem Herzen folgen und dem, für das du brennst.
Also erlernte ich einen Beruf, den ich gar nicht besonders mochte und schloss ein Studium ab, was praktisch war und das Einkommen sicherte.
Aber was macht man mit den heimlichen Wünschen und Sehnsüchten im Herzen? Um das Leben mit allen Konsequenzen umzukrempeln, dazu reicht es einfach nicht bei mir (und ganz nebenbei sind das – im Hinblick aufs Weltgeschehen – auch Luxusprobleme), aber in der freien Zeit, die ich habe, möchte ich mich mit Dingen beschäftigen, die mich verzücken.
Und neben vielem anderen war ein heimlicher Wunsch eben solch ein Akkordeon spielen zu können. Mit 16 bekam ich ein Keyboard, auf dem ich dann nach Gehör Lieder klimperte und auch eigene Stücke „komponierte“. Aber ohne die Schrift der Musik verstehen zu können, entwickelte ich mich nicht weiter. Von meinem Vater, der als junger Mann Gitarre spielte, kannte ich noch die Eselsbrücken „Fritz Aß Citronen Eis“ (für alle Noten zwischen den Zeilen) und „Esel Geh Hol Dir Futter“ für die Noten auf den Zeilen. Zugegeben, damit behelfe ich mir heute noch. Ich bin noch lange nicht an dem Punkt, wo ich automatisch weiß, welche Note auf dem Blatt wie heißt und wo diese auf dem Diskant zu finden ist. Ich habe auch keine Ahnung, wie lange es noch dauern wird, bis ich alles beherrsche.
Doch ich hatte von Anfang an das gute Gefühl, dass der Kurs, den ich bei meineMusikschule.net durcharbeite, gut durchdacht und fundiert ist. Und so habe ich Vertrauen, dass alles mit der Zeit kommt.
Doch was lässt mich durchhalten?
Manche fragten mich, weshalb kein Klavier, warum gerade dieses sperrige Instrument, nannten es abfällig „Quetschkommode“. Weil es einfach so schön klingt und DAS Instrument war, dessen Töne mich schon auf dem Keyboard am meisten angezogen haben. Es ist nicht genau zu begründen und dennoch ein tiefer Kraftquell, aus der sich meine Motivation speist, auch wenn ich das Gefühl habe, dass die Stücke im Kurs von Woche zu Woche anspruchsvoller werden.
Am Anfang dachte ich, wie soll ich es je hinbekommen, mit der linken Hand etwas ganz anderes zu machen als mit der rechten? Und ich denke immer noch bei jedem neuen Stück: Ach du meine Güte, wie soll ich denn das wieder begreifen! An manchen Liedern beiße ich mir tagelang die Zähne aus, wie an der „Bacchanale“ zum Beispiel. Und bei den ersten Versuchen bin ich manchmal wirklich verzweifelt und frage mich, wie mein Kopf das verstehen soll.
Doch verbissen, als hätte ich eine Laufbahn als Profimusiker vor mir, übe ich Schritt für Schritt alles wieder und wieder. Schaue mir die Videos meiner Lehrerin an und bin oft vom Tempo nicht mal in der Lage, ihr in den Practice-Videos zu folgen. Ich schalte sie nach mehrmaligem Ansehen dann ab und übe für mich Takt für Takt im Schnirkelschneckentempo durch das Stück. Ich muss mir alles mühsam und in unendlicher Langsamkeit erarbeiten, denn ich habe keine Vorkenntnisse und die Notenschrift ist noch Latein.
Mein Akkordeon, mein Kurs, mein Tempo
Doch das ist es ja, ich habe diese Zeit. Keiner treibt mich, keine anderen Akkordeonschüler sitzen neben mir und können es besser als ich – was meine Motivation sofort senken würde! Nein, da bin nur ich und mein geduldiges Akkordeon und die noch geduldigere Lehrerin.
Ich gehe systematisch vor, um nicht den Mut zu verlieren.
Janina Rüger geht oft jeden Takt einzeln durch und erläutert dazu Dinge und spielt ihn mehrmals vor.
Ich markiere mir dann auf den Notenblättern die Stellen, wo ich umgreifen muss und schreibe teilweise auch den Finger oder bestimmte Noten dazu, damit ich beim späteren Nachspielen wieder sofort weiß, wie die Handhaltung und das Umgreifen funktioniert und ich nicht erst beginnen muss, in den Videos zu suchen. In einzelne kleine Häppchen aufgeteilt sind auch komplizierte Stücke zu schaffen. Und durch üben, üben, üben. Da geht kein Weg dran vorbei. Ich bin übrigens auch nicht mehr 20, sondern 45, aber zum Anfangen ist es nie zu spät.
Niemals aufgeben
Die Belohnung für all die mühsamen vielen Stunden sind das Glück, das mir die selbst erzeugten Töne schenken. Das Hochgefühl, wenn es endlich klappt. Ich teile mir das Üben in kleine Häppchen und mache viele Pausen zwischendurch. (Das Akkordeon ist ja auch vom Gewicht nicht ohne) Üben wird auch manchmal zur Sucht, solange zu spielen, bis es endlich nach etwas klingt.
Die Ästhetik des Instruments begeistert mich. Ich glaube, es lohnt sich wirklich, wenn man beim Instrumentenkauf nicht am falschen Ende spart. Es ist ja auch ein großer Unterschied, ob man auf einem klapprigen alten Rad strampelt oder mit einem schnellen teureren Rennrad durch die Landschaft saust.
Es ist ja auch der Weg das Ziel.
Lysann
Und wenn ich dann stolz ein kleines Video von meinem neuesten Erfolg an Freunde schicke, ist es eine warme Glücksdusche, wenn diese voller Begeisterung nach mehr verlangen.
Natürlich habe ich auch eine Queste (altfranzösisch für eine Art fast unerreichbares Ziel): Ich möchte eines Tages die Musik von Aschenbrödel spielen können. Die Noten habe ich mir schon besorgt, allerdings nach dem ersten Überfliegen erschrocken vorerst wieder weggelegt. Doch ich denke, wenn ich weiterhin dranbleibe und nicht aufgebe, dann werde ich mein Ziel erreichen. Aufgeben ist jedenfalls für mich keine Option. Ich sage mir, wenn es nicht machbar wäre, gäbe es diesen Kurs nicht.
Und wenn mal gar nichts geht …
Auch wenn es mal nicht vorwärts geht mit einem Stück – diese Zeiten gehören dazu. Manchmal hilft es mir dann, eine Pause von ein, zwei Tagen einzulegen und darüber zu schlafen. Ich habe es erlebt, dass ich am nächsten Morgen das schwere Stück plötzlich problemlos spielen konnte. Vielleicht ist es wie beim Autofahren: auf einmal übernimmt das Unterbewusste das Steuer und je weniger man nachdenkt, umso besser spielt man.
Und hier ist ja auch der Weg das Ziel: Das Sein im Moment, irgendwo zwischen den Tönen, während die Gedanken endlich schweigen. E.T.A. Hoffmann sagte einst: Musik entführt in ein Zauberreich, in dem die Zeit und die Schwerkraft nicht gelten. Diese zauberhaften Augenblicke, die wir uns mit unseren wunderbaren Instrumenten schaffen, kann uns niemand mehr nehmen.
Soweit Lysann zu Ihren Erfahrungen. Wir sagen Lysann recht herzlich Dankeschön, für Ihren Bericht und den Beitrag hier auf unserem Blog.
Der Beitrag wurde von Ihr nicht nur richtig toll und berührend geschrieben. Nein, es ist einfach wunderbar, wenn an so etwas inspirierendes und ermutigendes auch mit anderen teilt. wir sind uns sicher, dass sie mit ihren Erfahrungen vielen aus der Seele gesprochen hat. Sie ist hier sicher nicht allein, sondern unter vielen – die sich hierzu aber vielleicht nicht äußern.
Wir wünschen ihr, dass sie weiterhin gute Fortschritte beim Üben und viele neue positive Erlebnisse und Erfahrungen mit ihrem Akkordeon und musizieren.
Das Team von meineMusikschule.net
Fachautor des Beitrages:
Janina Rüger-Aamot, Musikwissenschaftlerin und Akkordeonlehrerin. Janina berät das Team von meineMusikschule.net in allen fachlichen Themen. Darüber hinaus konzeptioniert, erstellt und lektoriert sie unseren Content.
Janina veröffentlicht auch unter www.janinarueger.com Beiträge rund um Akkordeon. Auf facebook ist sie hier zu finden: https://www.facebook.com/Klassisches.Akkordeon.
Mehr über Janina findest du auch auf unserer „Über uns“ Seite.
Janina Rüger-Aamot
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Genau!!! Super-Erfahrungsbericht, so viel davon erlebe ich auch…. der Persische Markt treibt mich gerade zur Verzweiflung, aber Aufgeben gilt nicht, und Weitermachen lohnt sich. Danke für den Motivationsschub!
Oh ja, der persische Markt hat es in sich, bisher waren die Stücke ja immer relativ überschaubar. Aber… wir schaffen das!