Ein Instrument lernen – wie der Traum gelingt

Für einen Moment weltvergessen – ein Instrument spielen lernen entführt Dich aus dem Alltag in eine Welt voller Phantasie.

In meiner Jugend habe ich Schlagzeug gespielt. Später geriet das „Instrument lernen“ aus dem Fokus, der Beruf, die Karriere, die Familie hatten den Raum für Kreativität fast vollständig für sich eingenommen. Die Musik in meinem Leben beschränkte sich auf das Hören alter CD’s und neuer Streamingdienste. Doch der Wunsch, selbst ein Instrument zu spielen, hat mich nie ganz losgelassen. Ich gehe nach wie vor super gerne auf Konzerte. Dabei erwischt mich immer wieder die Phantasie, was wäre, wenn nun ich dort oben auf der Bühne an meinem Schlagzeug sitzen würde.

Aber wann ist der richtige Zeitpunkt zurück ans Instrument zu sitzen? Wie soll ich es anstellen? Die alten Stücke kann ich nicht mehr so richtig spielen. Aber irgend etwas ist schon noch übrig geblieben von dem was ist konnte. Nicht alles habe ich im Lauf der Jahre verlernt, das merke ich deutlich. Trotzdem, es will irgendwie nicht so recht vorangehen. Es stellt sich die Frage, wie finde ich den richtigen Wiedereinstieg in das regelmäßige Üben. Und welche Übungen passen heute zu mir?

Vielleicht hast du aber auch nie ein Instrument gespielt. Oder du willst jetzt ein anderes neu beginnen. Hier teile ich Erfahrungen von mir und anderen Gleichgesinnten, die dir vielleicht bei deinem Weg mit dem Instrument hilfreich sein können.

Das erwartet Dich...

Ein Instrument lernen

Ein Instrument lernen für die Bühne

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Anfänger oder Wiedereinsteiger?

Du hast seit Jahren den Traum, Schlagzeug in einer Band oder auch Gitarre am Lagerfeuer spielen zu können? Du hast allerdings ein solches Gerät noch niemals in der Hand gehabt. Oder du hast in früheren Jahren schon einmal gespielt, aber das Leben hatte zwischenzeitlich andere Herausforderungen für dich bereit gestellt. Das Motiv ist bei jedem von uns unterschiedlich, aber was uns verbindet ist der Wunsch, Musik zu machen. Beginnend bei den Grundlagen ist ein nachvollziehbarer Weg für jeden Anfänger, aber passt der auch für den Wiedereinstieg?

Back to the Basics – alles nochmal von Vorne?

Ich erinnere mich an eine VHS Videokassette von einem Schlagzeuger Dave Weckel – Back to the Basics. Ja, eine Videokassette! Das ist schon eine ganze Ecke her. Das Video richtete sich an Fortgeschrittene. Dave erklärte darin, wie er nach seinem Schlagzeugstudium an einen Punkt kam, an dem es mit seinem Spielen nicht mehr richtig weiter ging. Damals ist er zu einem neuen Lehrer gegangen der mit ihm quasi von Null an neu begonnen hat.

Beginnend mit den Grundlagen der Stockhaltung und den einfachsten Übungen am Pad. Zunächst glaubte er, er wäre hier falsch. Schließlich war er ausgebildeter Schlagzeuger. Doch er lies sich darauf ein. Er beschreibt in seinem Video, wie er diesen Schritt – Back to the Basics – konsequent umgesetzt hat. Erst dadurch erreichte er ein ganz neues Level seines Spielens.

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Eine Methode für Wiedereinsteiger?

So ähnlich, natürlich auf einem anderen Level, ist das auch beim Wiedereinstieg. Ich habe schließlich wieder bei den Grundlagen begonnen. Ein Kurs für Anfänger um alles von Beginn an so geübt, als hätte ich noch nie ein Instrument gespielt. Allerdings mit dem Fokus, es besser zu spielen als damals. Es war ein erhebendes Gefühl, plötzlich Erfolge zu sehen, dass einzelne Schritte viel schneller als erwartet funktionieren. Eigentlich nachvollziehbar, ich konnte das schließlich schon mal.

Bei dieser Form des „neu Beginnens“ kam ich immer wieder an Stellen, die mir plötzlich nicht mehr so leicht von der Hand gingen. Stellen, an denen ich früher einfach drüber weg gesprungen war, weil ich weiterkommen wollte. Diese jetzt konsequent zu üben war eine Herausforderung, die sich aber schnell ausgezahlte. Plötzlich konnte ich kleinere Licks spielen, die ich früher nicht beherrscht hatte und damit einfach nicht groovten. Und das, obwohl ich insgesamt noch lange nicht auf meinem früheren Niveau angekommen war.

Bevor ich meinen Wiedereinstieg so versuchte, spielte ich Stücke oder Grooves, die ich damals in meiner Jugend gespielt hatte. Diese endeten aber meist mit größerer Frustration, da sie sich natürlich nicht mehr so anhörten wie damals. Dazu waren meine Finger einfach zu träge geworden. Back to the Basics war für mich und auch andere mit denen ich gesprochen habe ein Weg, das Instrument von Grund auf neu zu lernen. Das schöne daran, die Erfolge stellten sich viel schneller ein.

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Die Sache mit dem Alter

Wenn es das erklärte Ziel ist, eine große Karriere am Instrument zu starten und damit zu den Besten der Welt gehören, dann wäre es gut, wenn du jetzt erst 6 Jahre alt wärst. In dem Fall wäre allerdings die erste Herausforderung, diese Zeilen überhaupt zu lesen.

Falls aber die Liebe zur Musik deine Motivation ist ein Instrument zu lernen, dann spielt das biologische Alter keine Rolle. Natürlich, mit 60 ein Instrument lernen geht nicht mehr so schnell wie mit 15 Jahren, das wissen wir. Aber auf das Lerntempo kommt es nicht an, wenn der Spaß am Musik machen im Vordergrund steht. Auch ist für mein persönliches Glücksgefühl nicht von Belang , ob ich auf einer Stadiontour an einem Abend vor 50.000 Menschen spiele oder während eines Lockdowns am Fenster die Herzen von wenigen lieben Nachbarn berühre und mich auf diesem Weg mit ihnen verbunden fühle. Musik braucht kein größer, schneller, weiter. Musik spricht uns im Herzen an, und da ist das biologische Alter ohne Bedeutung.

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Welche Lernmethode um ein Instrument zu lernen passt zu Dir?

Gehe ich zu einem Lehrer, schaue ich mir YouTube-Videos an, mache ich einen Online-Kurs, kaufe ich mir ein Notenbuch, spiele ich Stücke über Kopfhörer nach? Wie gelingt mir der Einstieg? Dazu schauen wir uns verschiede Lernmethoden an.

Ein Instrument Lernen in der Musikschule

Wenn wir ein Instrument lernen wollen, denken die meisten erst einmal an eine Musikschule oder einen Privatlehrer aus der Nachbarschaft. Ein Lehrer – ob privat oder über eine Musikschule – betreut uns persönlich. Er kann aufnehmen, wo wir im Moment stehen und uns maßgeschneidert in seinem Unterricht unterstützen. Diese Lernform bietet Regelmäßigkeit, jede Woche werden wir aus unserem Alltag herausgerissen, um in die Welt unseres Instruments vorzudringen. Der Lehrer hört sich an, was ich geübt habe und gibt mir passgenaue Tipps, an welchen Stellen ich noch tiefer reingehen muss um mein Spielen zu verbessern.

Regelmäßig Zeit zum Üben ist eine Voraussetzung, denn Unterrichtsstunden ohne geübt zu haben sind ineffektiv für beide Seiten. In Schulferienzeiten pausiert dann auch der Unterricht. Die Kosten für Unterricht an Musikschulen variiert von Ort zu Ort, man kann aber von einer Größenordnung 75 bis 105 €/Monat für wöchentlich 30 Min. ausgehen. Eine für Erwachsene empfohlene 45 Min. Unterrichtsstunde pro Woche liegt i.d.R. zwischen 110 und 145 €/Monat. Der Privatlehrer liegt meist etwas darunter. Dazu kommen Ausgaben für Noten und Lernmaterial.

Ein Instrument Lernen mit einem Online-Kurs

Das Internet bietet heute neue Möglichkeiten, ein Instrument zu lernen. Es haben sich einige hochkarätige Online-Kurse im deutschsprachigen Raum etabliert. Aber ist das eine Alternative zur Musikschule und was kann der Online-Kurs bieten?

Online-Kurse gibt es als Basis- bzw. Grundkurse sowie themenbezogene Kurse für Fortgeschrittene. Wie im Abschnitt Back to the Basics zu lesen, macht ein Grundkurs auch für fortgeschrittene Wiedereinsteiger durchaus Sinn, da hier die alten Fähigkeiten nochmal aufpoliert werden können. Ein guter Online-Kurs bietet einen strukturierten Lehrplan, der dich durch die ersten Monate bzw. bis zu 2 Jahren mit meinem Instrument führt und die Grundlagen Schritt für Schritt aufbaut.

Einen Online-Kurs kannst du in deinem eigenen Tempo mit deiner individuellen Fortschrittsgeschwindigkeit machen. Habe ich mal mehr Zeit, kannst du richtig loslegen, bei zeitlichen Engpässen auch mal langsamer voran gehen oder den Kurs pausieren. Du bist nicht an fixe Unterrichtszeiten gebunden, du kannst also auch am späten Abend noch meinen Unterricht genießen.

Online-Kurse sind im Vergleich zum Einzelunterricht an der Musikschule deutlich günstiger, oft weniger als die Hälfte. Auch hier gibt es eine große Bandbreite, von 15 bis 60 €/Monat gibt es Angebote, je nach Angebotsumfang und Instrument. Notenmaterial ist in der Regel mit dabei, sodass die laufenden Kosten im Rahmen bleiben.

Aber wie ersetze ich die fehlende Rückmeldung durch einen Lehrer? Wer weist mich auf Fehler beim Üben hin? Hier ist mehr Eigeninitiative gefragt als beim Privatlehrer. Gute Online-Kurse bieten dafür z.B. ein Forum oder direkten Kontakt zum Lehrer, sodass du jederzeit Fragen stellen oder auch ein Video von dir posten kannst. So erhältst du Rückmeldung von anderen Schülern und Lehrern. Sich selbst auf Video aufzunehmen ist übrigens ein hervorragender Selbstcheck, so hörst du, was noch nicht richtig klingt wie bei Deinem Lehrer oder im Online-Kurs gezeigt.

Ein Instrument Lernen mit YouTube-Videos

Zu fast jedem Instrument gibt es kostenlose Videotutorials auf YouTube. Kann ich von den kostenlos, durch Werbung finanzierten Angeboten ein Instrument lernen? Ja, auch das geht. Es erfordert allerdings ein hohes Maß an Selbstdisziplin und viel eigene Zeit für Recherche des eigenen Lehrplans. Das unterschätzt man leicht, denn ich muss mich selbst darum kümmern, welches die passenden Stücke und Übungen für mein Level sind und ich muss mir dazu die passenden Noten selbst im Netz suchen.

Hast du mit guten Grundkenntnissen deines Instruments das Ziel, dir ein bestimmtes Stück „draufzuschaffen“, dann kann YouTube eine wunderbare Weg dafür sein. Um sich aber die Grundlagen für ein Instrument zu erarbeiten, ist YouTube mangels vollständiger, didaktisch gut strukturierter Kurse kaum geeignet.

Ein Notenbuch kaufen und um so ein Instrument zu lernen

Diese autodidaktische Methode setzt ein ordentliches Maß an Notenkenntnissen und Selbstdisziplin voraus. Außerdem sollten die Grundkenntnisse am Instrument wie Spieltechniken, Haltung, Instrumentenkenntnisse etc. bereits vorhanden sein. Sonst wird das Vorhaben schnell zur Einbahnstraße. Ich persönlich lerne wesentlich leichter, wenn ich jemandem dabei zusehen kann, wie er es „richtig“ macht. Aus diesen Gründen eignet sich diese Methode eher für Fortgeschrittene, die ihre Fähigkeiten in einer Richtung schärfen wollen.

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Talent oder Übung – ist natürliche Begabung eine Voraussetzung um ein Instrument zu lernen?

Talent ist natürlich hilfreich, es erleichtert den Einstieg – keine Frage. Aber es ist keine Voraussetzung um ein Instrument zu lernen. Eine gewagte These, das ist mir klar. Darum lass mich ein paar Worte dazu verlieren.

Wer kennt ihn nicht, den Mitschüler, der alles aus dem Unterricht förmlich aufsaugt, vermeintlich nie zuhause lernt oder übt und trotzdem immer Bestnoten abstaubt. Der Typ, der fast alles kann und weiß und – so sieht es jedenfalls aus – nichts dafür tun muss. Mich hat es oft genug genervt, wenn ich für das gleiche Ergebnis stundenlang Lernen und Üben musste. ABER, nicht selten war das Ergebnis das Gleiche und die Mühe hatte sich gelohnt. Der Erfolg war um so schöner.

Das Beruhigende dabei, es gibt in jeder Disziplin einen Punkt, an welchem es ohne reichlich Üben und ordentlich Schweiß nicht mehr weitergeht, auch nicht für die Talentiertesten unter uns. So ist das auch am Musikinstrument. Studien zu folge scheitern an diesem Punkt häufiger sehr talentierte Menschen, da ihnen die ersten Erfolge scheinbar mühelos zugeflogen sind und das „Üben“ plötzlich zum anstrengenden Neuland geworden ist. Hier kann der bisher fleißig Übende seinen langen Atem beweisen.

Für eine große Karriere am Instrument ist Talent natürlich wichtig, das bestreite ich nicht. Aber für die wenigsten unter uns ist eine Karriere als Musiker das erklärte Ziel. Wir wollen Musik machen, mit anderen und für andere. Und das kann jeder von uns schaffen, mit Üben und der richtigen Portion Spaß am Spielen!

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Schneller oder Präziser – das richtige Üben

Du hast eine Übung und kannst die Noten nun schon einigermaßen fehlerfrei ohne größere Hänger durchspielen. Bist du jetzt fertig? Noch nicht ganz, naja, eigentlich fängt hier das Üben erst richtig an. Aber übe ich im gleichen Tempo, bis es zuverlässig „perfekt“ klappt oder pushe ich das Tempo immer schneller, die Präzision wird dann schon von alleine kommen?

Meine Haltung ist klar, die Präzision kommt VOR dem Tempo. Ich übe eine Stelle immer wieder. Nicht nur fehlerfrei ist das Ziel, ich achte sobald ich kann auf eine flüssige Bewegungen – jede Ecke in der Bewegung hört man nämlich später. Ich versuche unterschiedliche Betonungen. Ich versuche auch Übungen „musikalisch“ zu spielen – klingt es schon wie Musik oder ist es noch eine Aneinanderreihung von einzelnen Tönen.

Wenn ich mich nun sicher fühle, beginne ich nach und nach das Tempo zu steigern, aber nur soweit, dass nicht alles auseinander fällt. Ich übe das neue Tempo, bis es sich wieder komfortabel anfühlt. Dann geht es weiter. Natürlich lege ich auch immer wieder Übungsphasen ein, in denen ich mein Tempo bewusst pushe, auch wenn dann nicht mehr alles hundertprozentig exakt läuft. Anschließend komme ich wieder zu einem Tempo zurück, in dem es smooth und flüssig klingt. Du wirst sehen, so wirst du dein Tempo langsam und natürlich steigern und ein Gefühl dafür entwickeln, wo deine aktuellen Grenzen liegen. Und an diesen Grenzen kannst du dann weiter arbeiten.

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Der Spaß im Vordergrund – Motiviert bleiben

Bei aller Ernsthaftigkeit und Disziplin beim Üben der neuen Fertigkeiten an einem Musikinstrument ist doch der Spaß am Musizieren der eigentliche Antrieb. Darum versuche ich meine Übezeiten zu unterteilen. Ein konzentrierter Übungsteil und einen wilder Spaßteil. Je nach Tagesform gebe ich dem einen oder anderen Teil mehr Gewicht. D.h. eine Zeit lang übe ich konzentriert und durchaus auch fokussiert auf Präzision und Tempo. Dann wieder Spielen aus Spaß an der Freude, Kopfhörer auf, ein Lieblingsstück auflegen und einfach dazu spielen und improvisieren. Und dabei die Welt vergessen und nur im Moment leben, es muss ja niemand hören. Die Mischung daraus bringt auch Dich voran.

Doch es gibt Zeiten, da will einfach nichts mehr gelingen. Dann heißt es: „Pause machen“, dem Kopf die Zeit geben das Gelernte zu verarbeiten. Eine Nacht drüber schlafen und plötzlich gelingt einem das, was gestern partout nicht klappen wollte. Lysann, eine Akkordeon-Schülerin hat das in einem wunderschönen Erfahrungsbericht beschrieben.

Weiter lesen… Ein Kindheitstraum erfüllt – nicht aufgeben und kämpfen lohnt sich!

Tja, und der richtige Spaß fängt an mit dem Publikum.

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Vor Publikum spielen – wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen?

Heute ist der richtige Tag! Wirklich, jetzt schon? Klar, ich brauche am Anfang etwas Zeit, um meine ersten Übungen und Grundlagen zu erarbeiten. Aber im Herzen steckt doch in uns eine kleine, manchmal gut versteckte Rampensau, die auf die Bühne will und ein Publikum in den Bann ziehen, oder?

Ich erlebe immer wieder Menschen, die nicht vor anderen spielen wollen und es begründen: „…wenn ich es mal richtig perfekt kann, dann spiele ich es auch anderen vor…“. Aber wann ist dieser Zeitpunk? Wann kann ich ein Stück richtig perfekt? Und vor allem, kann ich es dann vor Publikum immer noch so? Kein professioneller Musiker oder gar Weltstar würde von sich sagen, ja, das Stück kann ich jetzt richtig perfekt spielen! Mit allem, was du lernst wirst du feststellen, man kann es immer noch cooler, noch virtuoser, noch gefühlvoller und noch präziser spielen. Das kann also nicht das Maß sein, um vor Publikum zu spielen, richtig?!

Vor Publikum zu spielen ist eine Herausforderung, die man im gleichen Maß üben kann und muss, wie das Instrument selbst. Für mich selbst und vielleicht auch für dich, ist das Publikum sogar die größere Herausforderung. Um das zu lernen gibt es nur einen Weg: vor Menschen spielen üben! Nimm dein erstes Stück, übe es und spiele es jemandem vor. Und wenn gerade niemand da ist? Nimm es auf und spiele die Aufnahme anderen vor. Die Resonanz von deinen Mitmenschen ist das, was es ausmacht, Musik zu machen.

Ich freue mich, wenn ein paar dieser Zeilen hilfreich bei dem Weg zu deinem Instrument sein konnten. Ich wünsche dir viel Freude beim Spielen, mit anderen, für andere.

Anfänger oder Wiedereinsteiger?

Du hast seit Jahren den Traum, Schlagzeug in einer Band oder auch Gitarre am Lagerfeuer spielen zu können? Du hast allerdings ein solches Gerät noch niemals in der Hand gehabt. Oder du hast in früheren Jahren schon einmal gespielt, aber das Leben hatte zwischenzeitlich andere Herausforderungen für dich bereit gestellt. Das Motiv ist bei jedem von uns unterschiedlich, aber was uns verbindet ist der Wunsch, Musik zu machen. Beginnend bei den Grundlagen ist ein nachvollziehbarer Weg für jeden Anfänger, aber passt der auch für den Wiedereinstieg?

Back to the Basics – alles nochmal von Vorne?

Ich erinnere mich ein an eine VHS Videokassette von einem Schlagzeuger Dave Weckel – Back to the Basics. Ja, eine Videokassette! Das ist schon eine ganze Ecke her. Das Video richtete sich an Fortgeschrittene. Dave erklärte darin, wie er nach seinem Schlagzeugstudium an einen Punkt kam, an dem es mit seinem Spielen nicht mehr richtig weiter ging. Damals ist er zu einem neuen Lehrer gegangen der mit ihm quasi von Null an neu begonnen hat.

Beginnend mit den Grundlagen der Stockhaltung und den einfachsten Übungen am Pad. Zunächst glaubte er, er wäre hier falsch. Schließlich war er ausgebildeter Schlagzeuger. Doch er lies sich darauf ein. Er beschreibt in seinem Video, wie er diesen Schritt – Back to the Basics – konsequent umgesetzt hat. Erst dadurch erreichte er ein ganz neues Level seines Spielens.

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Eine Methode für Wiedereinsteiger?

So ähnlich, natürlich auf einem anderen Level, ist das auch beim Wiedereinstieg. Ich habe schließlich wieder bei den Grundlagen begonnen. Ein Kurs für Anfänger um alles von Beginn an so geübt, als hätte ich noch nie ein Instrument gespielt. Allerdings mit dem Fokus, es besser zu spielen als damals. Es war ein erhebendes Gefühl, plötzlich Erfolge zu sehen, dass einzelne Schritte viel schneller als erwartet funktionieren. Eigentlich nachvollziehbar, ich konnte das schließlich schon mal.

Bei dieser Form des „neu Beginnens“ kam ich immer wieder an Stellen, die mir plötzlich nicht mehr so leicht von der Hand gingen. Stellen, an denen ich früher einfach drüber weg gesprungen war, weil ich weiterkommen wollte. Diese jetzt konsequent zu üben war eine Herausforderung, die sich aber schnell ausgezahlte. Plötzlich konnte ich kleinere Licks spielen, die ich früher nicht beherrscht hatte und damit einfach nicht groovten. Und das, obwohl ich insgesamt noch lange nicht auf meinem früheren Niveau angekommen war.

Bevor ich meinen Wiedereinstieg so versuchte, spielte ich Stücke oder Grooves, die ich damals in meiner Jugend gespielt hatte. Diese endeten aber meist mit größerer Frustration, da sie sich natürlich nicht mehr so anhörten wie damals. Dazu waren meine Finger einfach zu träge geworden. Back to the Basics war für mich und auch andere mit denen ich gesprochen habe ein Weg, das Instrument von Grund auf neu zu lernen. Das schöne daran, die Erfolge stellten sich viel schneller ein.

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Die Sache mit dem Alter

Wenn es das erklärte Ziel ist, eine große Karriere am Instrument zu starten und damit zu den Besten der Welt gehören, dann wäre es gut, wenn du jetzt erst 6 Jahre alt wärst. In dem Fall wäre allerdings die erste Herausforderung, diese Zeilen überhaupt zu lesen.

Falls aber die Liebe zur Musik deine Motivation ist ein Instrument zu lernen, dann spielt das biologische Alter keine Rolle. Natürlich, mit 60 ein Instrument lernen geht nicht mehr so schnell wie mit 15 Jahren, das wissen wir. Aber auf das Lerntempo kommt es nicht an, wenn der Spaß am Musik machen im Vordergrund steht. Auch ist für mein persönliches Glücksgefühl nicht von Belang , ob ich auf einer Stadiontour an einem Abend vor 50.000 Menschen spiele oder während eines Lockdowns am Fenster die Herzen von wenigen lieben Nachbarn berühre und mich auf diesem Weg mit ihnen verbunden fühle. Musik braucht kein größer, schneller, weiter. Musik spricht uns im Herzen an, und da ist das biologische Alter ohne Bedeutung.

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Welche Lernmethode um ein Instrument zu lernen passt zu Dir?

Gehe ich zu einem Lehrer, schaue ich mir YouTube-Videos an, mache ich einen Online-Kurs, kaufe ich mir ein Notenbuch, spiele ich Stücke über Kopfhörer nach? Wie gelingt mir der Einstieg? Dazu schauen wir uns verschiede Lernmethoden an.

Ein Instrument Lernen in der Musikschule

Wenn wir ein Instrument lernen wollen, denken die meisten erst einmal an eine Musikschule oder einen Privatlehrer aus der Nachbarschaft. Ein Lehrer – ob privat oder über eine Musikschule – betreut uns persönlich. Er kann aufnehmen, wo wir im Moment stehen und uns maßgeschneidert in seinem Unterricht unterstützen. Diese Lernform bietet Regelmäßigkeit, jede Woche werden wir aus unserem Alltag herausgerissen, um in die Welt unseres Instruments vorzudringen. Der Lehrer hört sich an, was ich geübt habe und gibt mir passgenaue Tipps, an welchen Stellen ich noch tiefer reingehen muss um mein Spielen zu verbessern.

Regelmäßig Zeit zum Üben ist eine Voraussetzung, denn Unterrichtsstunden ohne geübt zu haben sind ineffektiv für beide Seiten. In Schulferienzeiten pausiert dann auch der Unterricht. Die Kosten für Unterricht an Musikschulen variiert von Ort zu Ort, man kann aber von einer Größenordnung 75 bis 105 €/Monat für wöchentlich 30 Min. ausgehen. Eine für Erwachsene empfohlene 45 Min. Unterrichtsstunde pro Woche liegt i.d.R. zwischen 110 und 145 €/Monat. Der Privatlehrer liegt meist etwas darunter. Dazu kommen Ausgaben für Noten und Lernmaterial.

Ein Instrument Lernen mit einem Online-Kurs

Das Internet bietet heute neue Möglichkeiten, ein Instrument zu lernen. Es haben sich einige hochkarätige Online-Kurse im deutschsprachigen Raum etabliert. Aber ist das eine Alternative zur Musikschule und was kann der Online-Kurs bieten?

Online-Kurse gibt es als Basis- bzw. Grundkurse sowie themenbezogene Kurse für Fortgeschrittene. Wie im Abschnitt Back to the Basics zu lesen, macht ein Grundkurs auch für fortgeschrittene Wiedereinsteiger durchaus Sinn, da hier die alten Fähigkeiten nochmal aufpoliert werden können. Ein guter Online-Kurs bietet einen strukturierten Lehrplan, der dich durch die ersten Monate bzw. bis zu 2 Jahren mit meinem Instrument führt und die Grundlagen Schritt für Schritt aufbaut.

Einen Online-Kurs kannst du in deinem eigenen Tempo mit deiner individuellen Fortschrittsgeschwindigkeit machen. Habe ich mal mehr Zeit, kannst du richtig loslegen, bei zeitlichen Engpässen auch mal langsamer voran gehen oder den Kurs pausieren. Du bist nicht an fixe Unterrichtszeiten gebunden, du kannst also auch am späten Abend noch meinen Unterricht genießen.

Online-Kurse sind im Vergleich zum Einzelunterricht an der Musikschule deutlich günstiger, oft weniger als die Hälfte. Auch hier gibt es eine große Bandbreite, von 15 bis 60 €/Monat gibt es Angebote, je nach Angebotsumfang und Instrument. Notenmaterial ist in der Regel mit dabei, sodass die laufenden Kosten im Rahmen bleiben.

Aber wie ersetze ich die fehlende Rückmeldung durch einen Lehrer? Wer weist mich auf Fehler beim Üben hin? Hier ist mehr Eigeninitiative gefragt als beim Privatlehrer. Gute Online-Kurse bieten dafür z.B. ein Forum oder direkten Kontakt zum Lehrer, sodass du jederzeit Fragen stellen oder auch ein Video von dir posten kannst. So erhältst du Rückmeldung von anderen Schülern und Lehrern. Sich selbst auf Video aufzunehmen ist übrigens ein hervorragender Selbstcheck, so hörst du, was noch nicht richtig klingt wie bei Deinem Lehrer oder im Online-Kurs gezeigt.

Ein Instrument Lernen mit YouTube-Videos

Zu fast jedem Instrument gibt es kostenlose Videotutorials auf YouTube. Kann ich von den kostenlos, durch Werbung finanzierten Angeboten ein Instrument lernen? Ja, auch das geht. Es erfordert allerdings ein hohes Maß an Selbstdisziplin und viel eigene Zeit für Recherche des eigenen Lehrplans. Das unterschätzt man leicht, denn ich muss mich selbst darum kümmern, welches die passenden Stücke und Übungen für mein Level sind und ich muss mir dazu die passenden Noten selbst im Netz suchen.

Hast du mit guten Grundkenntnissen deines Instruments das Ziel, dir ein bestimmtes Stück „draufzuschaffen“, dann kann YouTube eine wunderbare Weg dafür sein. Um sich aber die Grundlagen für ein Instrument zu erarbeiten, ist YouTube mangels vollständiger, didaktisch gut strukturierter Kurse kaum geeignet.

Ein Notenbuch kaufen und um so ein Instrument zu lernen

Diese autodidaktische Methode setzt ein ordentliches Maß an Notenkenntnissen und Selbstdisziplin voraus. Außerdem sollten die Grundkenntnisse am Instrument wie Spieltechniken, Haltung, Instrumentenkenntnisse etc. bereits vorhanden sein. Sonst wird das Vorhaben schnell zur Einbahnstraße. Ich persönlich lerne wesentlich leichter, wenn ich jemandem dabei zusehen kann, wie er es „richtig“ macht. Aus diesen Gründen eignet sich diese Methode eher für Fortgeschrittene, die ihre Fähigkeiten in einer Richtung schärfen wollen.

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Talent oder Übung – ist natürliche Begabung eine Voraussetzung um ein Instrument zu lernen?

Talent ist natürlich hilfreich, es erleichtert den Einstieg – keine Frage. Aber es ist keine Voraussetzung um ein Instrument zu lernen. Eine gewagte These, das ist mir klar. Darum lass mich ein paar Worte dazu verlieren.

Wer kennt ihn nicht, den Mitschüler, der alles aus dem Unterricht förmlich aufsaugt, vermeintlich nie zuhause lernt oder übt und trotzdem immer Bestnoten abstaubt. Der Typ, der fast alles kann und weiß und – so sieht es jedenfalls aus – nichts dafür tun muss. Mich hat es oft genug genervt, wenn ich für das gleiche Ergebnis stundenlang Lernen und Üben musste. ABER, nicht selten war das Ergebnis das Gleiche und die Mühe hatte sich gelohnt. Der Erfolg war um so schöner.

Das Beruhigende dabei, es gibt in jeder Disziplin einen Punkt, an welchem es ohne reichlich Üben und ordentlich Schweiß nicht mehr weitergeht, auch nicht für die Talentiertesten unter uns. So ist das auch am Musikinstrument. Studien zu folge scheitern an diesem Punkt häufiger sehr talentierte Menschen, da ihnen die ersten Erfolge scheinbar mühelos zugeflogen sind und das „Üben“ plötzlich zum anstrengenden Neuland geworden ist. Hier kann der bisher fleißig Übende seinen langen Atem beweisen.

Für eine große Karriere am Instrument ist Talent natürlich wichtig, das bestreite ich nicht. Aber für die wenigsten unter uns ist eine Karriere als Musiker das erklärte Ziel. Wir wollen Musik machen, mit anderen und für andere. Und das kann jeder von uns schaffen, mit Üben und der richtigen Portion Spaß am Spielen!

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Schneller oder Präziser – das richtige Üben

Du hast eine Übung und kannst die Noten nun schon einigermaßen fehlerfrei ohne größere Hänger durchspielen. Bist du jetzt fertig? Noch nicht ganz, naja, eigentlich fängt hier das Üben erst richtig an. Aber übe ich im gleichen Tempo, bis es zuverlässig „perfekt“ klappt oder pushe ich das Tempo immer schneller, die Präzision wird dann schon von alleine kommen?

Meine Haltung ist klar, die Präzision kommt VOR dem Tempo. Ich übe eine Stelle immer wieder. Nicht nur fehlerfrei ist das Ziel, ich achte sobald ich kann auf eine flüssige Bewegungen – jede Ecke in der Bewegung hört man nämlich später. Ich versuche unterschiedliche Betonungen. Ich versuche auch Übungen „musikalisch“ zu spielen – klingt es schon wie Musik oder ist es noch eine Aneinanderreihung von einzelnen Tönen.

Wenn ich mich nun sicher fühle, beginne ich nach und nach das Tempo zu steigern, aber nur soweit, dass nicht alles auseinander fällt. Ich übe das neue Tempo, bis es sich wieder komfortabel anfühlt. Dann geht es weiter. Natürlich lege ich auch immer wieder Übungsphasen ein, in denen ich mein Tempo bewusst pushe, auch wenn dann nicht mehr alles hundertprozentig exakt läuft. Anschließend komme ich wieder zu einem Tempo zurück, in dem es smooth und flüssig klingt. Du wirst sehen, so wirst du dein Tempo langsam und natürlich steigern und du wirst ein Gefühl dafür entwickeln, wo deine aktuellen Grenzen liegt, an welche du arbeiten kannst.

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Der Spaß im Vordergrund – Motiviert bleiben

Bei aller Ernsthaftigkeit und Disziplin beim Üben der neuen Fertigkeiten an einem Musikinstrument ist doch der Spaß am Musizieren der eigentliche Antrieb. Darum versuche ich meine Übezeiten zu unterteilen. Ein konzentrierter Übungsteil und einen wilder Spaßteil. Je nach Tagesform gebe ich dem einen oder anderen Teil mehr Gewicht. D.h. eine Zeit lang übe ich konzentriert und durchaus auch fokussiert auf Präzision und Tempo. Dann wieder Spielen aus Spaß an der Freude, Kopfhörer auf, ein Lieblingsstück auflegen und einfach dazu spielen und improvisieren. Und dabei die Welt vergessen und nur im Moment leben, es muss ja niemand hören. Die Mischung daraus bringt auch Dich voran.

Doch es gibt Zeiten, da will einfach nichts mehr gelingen. Dann heißt es: „Pause machen“, dem Kopf die Zeit geben das Gelernte zu verarbeiten. Eine Nacht drüber schlafen und plötzlich gelingt einem das, was gestern partout nicht klappen wollte. Lysann, eine Akkordeon-Schülerin hat das in einem wunderschönen Erfahrungsbericht beschrieben.

Weiter lesen… Ein Kindheitstraum erfüllt – nicht aufgeben und kämpfen lohnt sich!

Tja, und der richtige Spaß fängt an mit dem Publikum.

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Vor Publikum spielen – wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen?

Heute ist der richtige Tag! Wirklich, jetzt schon? Klar, ich brauche am Anfang etwas Zeit, um meine ersten Übungen und Grundlagen zu erarbeiten. Aber im Herzen steckt doch in uns eine kleine, manchmal gut versteckte Rampensau, die auf die Bühne will und ein Publikum in den Bann ziehen, oder?

Ich erlebe immer wieder Menschen, die nicht vor anderen spielen wollen und es begründen: „…wenn ich es mal richtig perfekt kann, dann spiele ich es auch anderen vor…“. Aber wann ist dieser Zeitpunk? Wann kann ich ein Stück richtig perfekt? Und vor allem, kann ich es dann vor Publikum immer noch so? Kein professioneller Musiker oder gar Weltstar würde von sich sagen, ja, das Stück kann ich jetzt richtig perfekt spielen! Mit allem, was du lernst wirst du feststellen, man kann es immer noch cooler, noch virtuoser, noch gefühlvoller und noch präziser spielen. Das kann also nicht das Maß sein, um vor Publikum zu spielen, richtig?!

Vor Publikum zu spielen ist eine Herausforderung, die man im gleichen Maß üben kann und muss, wie das Instrument selbst. Für mich selbst und vielleicht auch für dich, ist das Publikum sogar die größere Herausforderung. Um das zu lernen gibt es nur einen Weg: vor Menschen spielen üben! Nimm dein erstes Stück, übe es und spiele es jemandem vor. Und wenn gerade niemand da ist? Nimm es auf und spiele die Aufnahme anderen vor. Die Resonanz von deinen Mitmenschen ist das, was es ausmacht, Musik zu machen.

Ich freue mich, wenn ein paar dieser Zeilen hilfreich bei dem Weg zu deinem Instrument sein konnten. Ich wünsche dir viel Freude beim Spielen, mit anderen, für andere.

Anfänger oder Wiedereinsteiger?

Du hast seit Jahren den Traum, Schlagzeug in einer Band oder auch Gitarre am Lagerfeuer spielen zu können? Du hast allerdings ein solches Gerät noch niemals in der Hand gehabt. Oder du hast in früheren Jahren schon einmal gespielt, aber das Leben hatte zwischenzeitlich andere Herausforderungen für dich bereit gestellt. Das Motiv ist bei jedem von uns unterschiedlich, aber was uns verbindet ist der Wunsch, Musik zu machen. Beginnend bei den Grundlagen ist ein nachvollziehbarer Weg für jeden Anfänger, aber passt der auch für den Wiedereinstieg?

Back to the Basics – alles nochmal von Vorne?

Ich erinnere mich ein an eine VHS Videokassette von einem Schlagzeuger Dave Weckel – Back to the Basics. Ja, eine Videokassette! Das ist schon eine ganze Ecke her. Das Video richtete sich an Fortgeschrittene. Dave erklärte darin, wie er nach seinem Schlagzeugstudium an einen Punkt kam, an dem es mit seinem Spielen nicht mehr richtig weiter ging. Damals ist er zu einem neuen Lehrer gegangen der mit ihm quasi von Null an neu begonnen hat.

Beginnend mit den Grundlagen der Stockhaltung und den einfachsten Übungen am Pad. Zunächst glaubte er, er wäre hier falsch. Schließlich war er ausgebildeter Schlagzeuger. Doch er lies sich darauf ein. Er beschreibt in seinem Video, wie er diesen Schritt – Back to the Basics – konsequent umgesetzt hat. Erst dadurch erreichte er ein ganz neues Level seines Spielens.

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Eine Methode für Wiedereinsteiger?

So ähnlich, natürlich auf einem anderen Level, ist das auch beim Wiedereinstieg. Ich habe schließlich wieder bei den Grundlagen begonnen. Ein Kurs für Anfänger um alles von Beginn an so geübt, als hätte ich noch nie ein Instrument gespielt. Allerdings mit dem Fokus, es besser zu spielen als damals. Es war ein erhebendes Gefühl, plötzlich Erfolge zu sehen, dass einzelne Schritte viel schneller als erwartet funktionieren. Eigentlich nachvollziehbar, ich konnte das schließlich schon mal.

Bei dieser Form des „neu Beginnens“ kam ich immer wieder an Stellen, die mir plötzlich nicht mehr so leicht von der Hand gingen. Stellen, an denen ich früher einfach drüber weg gesprungen war, weil ich weiterkommen wollte. Diese jetzt konsequent zu üben war eine Herausforderung, die sich aber schnell ausgezahlte. Plötzlich konnte ich kleinere Licks spielen, die ich früher nicht beherrscht hatte und damit einfach nicht groovten. Und das, obwohl ich insgesamt noch lange nicht auf meinem früheren Niveau angekommen war.

Bevor ich meinen Wiedereinstieg so versuchte, spielte ich Stücke oder Grooves, die ich damals in meiner Jugend gespielt hatte. Diese endeten aber meist mit größerer Frustration, da sie sich natürlich nicht mehr so anhörten wie damals. Dazu waren meine Finger einfach zu träge geworden. Back to the Basics war für mich und auch andere mit denen ich gesprochen habe ein Weg, das Instrument von Grund auf neu zu lernen. Das schöne daran, die Erfolge stellten sich viel schneller ein.

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Die Sache mit dem Alter

Wenn es das erklärte Ziel ist, eine große Karriere am Instrument zu starten und damit zu den Besten der Welt gehören, dann wäre es gut, wenn du jetzt erst 6 Jahre alt wärst. In dem Fall wäre allerdings die erste Herausforderung, diese Zeilen überhaupt zu lesen.

Falls aber die Liebe zur Musik deine Motivation ist ein Instrument zu lernen, dann spielt das biologische Alter keine Rolle. Natürlich, mit 60 ein Instrument lernen geht nicht mehr so schnell wie mit 15 Jahren, das wissen wir. Aber auf das Lerntempo kommt es nicht an, wenn der Spaß am Musik machen im Vordergrund steht. Auch ist für mein persönliches Glücksgefühl nicht von Belang , ob ich auf einer Stadiontour an einem Abend vor 50.000 Menschen spiele oder während eines Lockdowns am Fenster die Herzen von wenigen lieben Nachbarn berühre und mich auf diesem Weg mit ihnen verbunden fühle. Musik braucht kein größer, schneller, weiter. Musik spricht uns im Herzen an, und da ist das biologische Alter ohne Bedeutung.

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Welche Lernmethode um ein Instrument zu lernen passt zu Dir?

Gehe ich zu einem Lehrer, schaue ich mir YouTube-Videos an, mache ich einen Online-Kurs, kaufe ich mir ein Notenbuch, spiele ich Stücke über Kopfhörer nach? Wie gelingt mir der Einstieg? Dazu schauen wir uns verschiede Lernmethoden an.

Ein Instrument Lernen in der Musikschule

Wenn wir ein Instrument lernen wollen, denken die meisten erst einmal an eine Musikschule oder einen Privatlehrer aus der Nachbarschaft. Ein Lehrer – ob privat oder über eine Musikschule – betreut uns persönlich. Er kann aufnehmen, wo wir im Moment stehen und uns maßgeschneidert in seinem Unterricht unterstützen. Diese Lernform bietet Regelmäßigkeit, jede Woche werden wir aus unserem Alltag herausgerissen, um in die Welt unseres Instruments vorzudringen. Der Lehrer hört sich an, was ich geübt habe und gibt mir passgenaue Tipps, an welchen Stellen ich noch tiefer reingehen muss um mein Spielen zu verbessern.

Regelmäßig Zeit zum Üben ist eine Voraussetzung, denn Unterrichtsstunden ohne geübt zu haben sind ineffektiv für beide Seiten. In Schulferienzeiten pausiert dann auch der Unterricht. Die Kosten für Unterricht an Musikschulen variiert von Ort zu Ort, man kann aber von einer Größenordnung 75 bis 105 €/Monat für wöchentlich 30 Min. ausgehen. Eine für Erwachsene empfohlene 45 Min. Unterrichtsstunde pro Woche liegt i.d.R. zwischen 110 und 145 €/Monat. Der Privatlehrer liegt meist etwas darunter. Dazu kommen Ausgaben für Noten und Lernmaterial.

Ein Instrument Lernen mit einem Online-Kurs

Das Internet bietet heute neue Möglichkeiten, ein Instrument zu lernen. Es haben sich einige hochkarätige Online-Kurse im deutschsprachigen Raum etabliert. Aber ist das eine Alternative zur Musikschule und was kann der Online-Kurs bieten?

Online-Kurse gibt es als Basis- bzw. Grundkurse sowie themenbezogene Kurse für Fortgeschrittene. Wie im Abschnitt Back to the Basics zu lesen, macht ein Grundkurs auch für fortgeschrittene Wiedereinsteiger durchaus Sinn, da hier die alten Fähigkeiten nochmal aufpoliert werden können. Ein guter Online-Kurs bietet einen strukturierten Lehrplan, der dich durch die ersten Monate bzw. bis zu 2 Jahren mit meinem Instrument führt und die Grundlagen Schritt für Schritt aufbaut.

Einen Online-Kurs kannst du in deinem eigenen Tempo mit deiner individuellen Fortschrittsgeschwindigkeit machen. Habe ich mal mehr Zeit, kannst du richtig loslegen, bei zeitlichen Engpässen auch mal langsamer voran gehen oder den Kurs pausieren. Du bist nicht an fixe Unterrichtszeiten gebunden, du kannst also auch am späten Abend noch meinen Unterricht genießen.

Online-Kurse sind im Vergleich zum Einzelunterricht an der Musikschule deutlich günstiger, oft weniger als die Hälfte. Auch hier gibt es eine große Bandbreite, von 15 bis 60 €/Monat gibt es Angebote, je nach Angebotsumfang und Instrument. Notenmaterial ist in der Regel mit dabei, sodass die laufenden Kosten im Rahmen bleiben.

Aber wie ersetze ich die fehlende Rückmeldung durch einen Lehrer? Wer weist mich auf Fehler beim Üben hin? Hier ist mehr Eigeninitiative gefragt als beim Privatlehrer. Gute Online-Kurse bieten dafür z.B. ein Forum oder direkten Kontakt zum Lehrer, sodass du jederzeit Fragen stellen oder auch ein Video von dir posten kannst. So erhältst du Rückmeldung von anderen Schülern und Lehrern. Sich selbst auf Video aufzunehmen ist übrigens ein hervorragender Selbstcheck, so hörst du, was noch nicht richtig klingt wie bei Deinem Lehrer oder im Online-Kurs gezeigt.

Ein Instrument Lernen mit YouTube-Videos

Zu fast jedem Instrument gibt es kostenlose Videotutorials auf YouTube. Kann ich von den kostenlos, durch Werbung finanzierten Angeboten ein Instrument lernen? Ja, auch das geht. Es erfordert allerdings ein hohes Maß an Selbstdisziplin und viel eigene Zeit für Recherche des eigenen Lehrplans. Das unterschätzt man leicht, denn ich muss mich selbst darum kümmern, welches die passenden Stücke und Übungen für mein Level sind und ich muss mir dazu die passenden Noten selbst im Netz suchen.

Hast du mit guten Grundkenntnissen deines Instruments das Ziel, dir ein bestimmtes Stück „draufzuschaffen“, dann kann YouTube eine wunderbare Weg dafür sein. Um sich aber die Grundlagen für ein Instrument zu erarbeiten, ist YouTube mangels vollständiger, didaktisch gut strukturierter Kurse kaum geeignet.

Ein Notenbuch kaufen und um so ein Instrument zu lernen

Diese autodidaktische Methode setzt ein ordentliches Maß an Notenkenntnissen und Selbstdisziplin voraus. Außerdem sollten die Grundkenntnisse am Instrument wie Spieltechniken, Haltung, Instrumentenkenntnisse etc. bereits vorhanden sein. Sonst wird das Vorhaben schnell zur Einbahnstraße. Ich persönlich lerne wesentlich leichter, wenn ich jemandem dabei zusehen kann, wie er es „richtig“ macht. Aus diesen Gründen eignet sich diese Methode eher für Fortgeschrittene, die ihre Fähigkeiten in einer Richtung schärfen wollen.

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Talent oder Übung – ist natürliche Begabung eine Voraussetzung um ein Instrument zu lernen?

Talent ist natürlich hilfreich, es erleichtert den Einstieg – keine Frage. Aber es ist keine Voraussetzung um ein Instrument zu lernen. Eine gewagte These, das ist mir klar. Darum lass mich ein paar Worte dazu verlieren.

Wer kennt ihn nicht, den Mitschüler, der alles aus dem Unterricht förmlich aufsaugt, vermeintlich nie zuhause lernt oder übt und trotzdem immer Bestnoten abstaubt. Der Typ, der fast alles kann und weiß und – so sieht es jedenfalls aus – nichts dafür tun muss. Mich hat es oft genug genervt, wenn ich für das gleiche Ergebnis stundenlang Lernen und Üben musste. ABER, nicht selten war das Ergebnis das Gleiche und die Mühe hatte sich gelohnt. Der Erfolg war um so schöner.

Das Beruhigende dabei, es gibt in jeder Disziplin einen Punkt, an welchem es ohne reichlich Üben und ordentlich Schweiß nicht mehr weitergeht, auch nicht für die Talentiertesten unter uns. So ist das auch am Musikinstrument. Studien zu folge scheitern an diesem Punkt häufiger sehr talentierte Menschen, da ihnen die ersten Erfolge scheinbar mühelos zugeflogen sind und das „Üben“ plötzlich zum anstrengenden Neuland geworden ist. Hier kann der bisher fleißig Übende seinen langen Atem beweisen.

Für eine große Karriere am Instrument ist Talent natürlich wichtig, das bestreite ich nicht. Aber für die wenigsten unter uns ist eine Karriere als Musiker das erklärte Ziel. Wir wollen Musik machen, mit anderen und für andere. Und das kann jeder von uns schaffen, mit Üben und der richtigen Portion Spaß am Spielen!

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Schneller oder Präziser – das richtige Üben

Du hast eine Übung und kannst die Noten nun schon einigermaßen fehlerfrei ohne größere Hänger durchspielen. Bist du jetzt fertig? Noch nicht ganz, naja, eigentlich fängt hier das Üben erst richtig an. Aber übe ich im gleichen Tempo, bis es zuverlässig „perfekt“ klappt oder pushe ich das Tempo immer schneller, die Präzision wird dann schon von alleine kommen?

Meine Haltung ist klar, die Präzision kommt VOR dem Tempo. Ich übe eine Stelle immer wieder. Nicht nur fehlerfrei ist das Ziel, ich achte sobald ich kann auf eine flüssige Bewegungen – jede Ecke in der Bewegung hört man nämlich später. Ich versuche unterschiedliche Betonungen. Ich versuche auch Übungen „musikalisch“ zu spielen – klingt es schon wie Musik oder ist es noch eine Aneinanderreihung von einzelnen Tönen.

Wenn ich mich nun sicher fühle, beginne ich nach und nach das Tempo zu steigern, aber nur soweit, dass nicht alles auseinander fällt. Ich übe das neue Tempo, bis es sich wieder komfortabel anfühlt. Dann geht es weiter. Natürlich lege ich auch immer wieder Übungsphasen ein, in denen ich mein Tempo bewusst pushe, auch wenn dann nicht mehr alles hundertprozentig exakt läuft. Anschließend komme ich wieder zu einem Tempo zurück, in dem es smooth und flüssig klingt. Du wirst sehen, so wirst du dein Tempo langsam und natürlich steigern und du wirst ein Gefühl dafür entwickeln, wo deine aktuellen Grenzen liegt, an welche du arbeiten kannst.

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Der Spaß im Vordergrund – Motiviert bleiben

Bei aller Ernsthaftigkeit und Disziplin beim Üben der neuen Fertigkeiten an einem Musikinstrument ist doch der Spaß am Musizieren der eigentliche Antrieb. Darum versuche ich meine Übezeiten zu unterteilen. Ein konzentrierter Übungsteil und einen wilder Spaßteil. Je nach Tagesform gebe ich dem einen oder anderen Teil mehr Gewicht. D.h. eine Zeit lang übe ich konzentriert und durchaus auch fokussiert auf Präzision und Tempo. Dann wieder Spielen aus Spaß an der Freude, Kopfhörer auf, ein Lieblingsstück auflegen und einfach dazu spielen und improvisieren. Und dabei die Welt vergessen und nur im Moment leben, es muss ja niemand hören. Die Mischung daraus bringt auch Dich voran.

Doch es gibt Zeiten, da will einfach nichts mehr gelingen. Dann heißt es: „Pause machen“, dem Kopf die Zeit geben das Gelernte zu verarbeiten. Eine Nacht drüber schlafen und plötzlich gelingt einem das, was gestern partout nicht klappen wollte. Lysann, eine Akkordeon-Schülerin hat das in einem wunderschönen Erfahrungsbericht beschrieben.

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Tja, und der richtige Spaß fängt an mit dem Publikum.

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Vor Publikum spielen – wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen?

Heute ist der richtige Tag! Wirklich, jetzt schon? Klar, ich brauche am Anfang etwas Zeit, um meine ersten Übungen und Grundlagen zu erarbeiten. Aber im Herzen steckt doch in uns eine kleine, manchmal gut versteckte Rampensau, die auf die Bühne will und ein Publikum in den Bann ziehen, oder?

Ich erlebe immer wieder Menschen, die nicht vor anderen spielen wollen und es begründen: „…wenn ich es mal richtig perfekt kann, dann spiele ich es auch anderen vor…“. Aber wann ist dieser Zeitpunk? Wann kann ich ein Stück richtig perfekt? Und vor allem, kann ich es dann vor Publikum immer noch so? Kein professioneller Musiker oder gar Weltstar würde von sich sagen, ja, das Stück kann ich jetzt richtig perfekt spielen! Mit allem, was du lernst wirst du feststellen, man kann es immer noch cooler, noch virtuoser, noch gefühlvoller und noch präziser spielen. Das kann also nicht das Maß sein, um vor Publikum zu spielen, richtig?!

Vor Publikum zu spielen ist eine Herausforderung, die man im gleichen Maß üben kann und muss, wie das Instrument selbst. Für mich selbst und vielleicht auch für dich, ist das Publikum sogar die größere Herausforderung. Um das zu lernen gibt es nur einen Weg: vor Menschen spielen üben! Nimm dein erstes Stück, übe es und spiele es jemandem vor. Und wenn gerade niemand da ist? Nimm es auf und spiele die Aufnahme anderen vor. Die Resonanz von deinen Mitmenschen ist das, was es ausmacht, Musik zu machen.

Ich freue mich, wenn ein paar dieser Zeilen hilfreich bei dem Weg zu deinem Instrument sein konnten. Ich wünsche dir viel Freude beim Spielen, mit anderen, für andere.

Fachautor des Beitrages:

Felix Aamot ist geschäftsführender Gesellschafter von meineMusikschule.net, Experte für IT und digitale Prozessentwicklung und er ist selbst leidenschaftlicher Schlagzeuger.

Aus seiner langjährigen Tätigkeit in unterschiedlichsten Aufgabenfeldern hat Felix seine Expertise in den Bereichen Didaktik, Methodik, Digitalisierung bis hin zur Spielpraxis erlangt. Neben der Geschäftsführung lässt Felix seine ganze Erfahrung in die IT-Systeme der Musikschule, in die Betreuung der Musiklehrer bei der Produktion ihrer Kurse sowie in die Entwicklung neuer Methoden für Onlinekursen einfließen.

Mehr über Felix findest du auch auf unserer „Über uns“ Seite.

Felix Aamot

Felix Aamot, Gesellschafter und Geschäftsführer von meineMusikschule.net - der onliine Musikschule